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Körperausdruck im Gespräch

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Körperausdruck im Gespräch

Im besten (und normalen) Fall unterstützt mein Körperausdruck meine kommunikative Intention. Wenn ich mir allerdings selbst nicht ganz sicher bin oder andere Emotionen dafür sorgen, dass meine Kommunikationskanäle "nicht an einem Strang ziehen", oder ich mir ungünstige Verhaltensweisen angewöhnt habe, kann ich bewusst auf hilfreiche Ausdrucksmittel achten.
ZUGEWANDTE POSITION
Wenden Sie sich - wenn immer das möglich ist - Ihren Gesprächspartner:innen zu. Abwendung kann als Desinteresse oder Geringschätzung interpretiert werden.
BLICKKONTAKT
Ihre Augen bieten Ihnen die Möglichkeit, Kontakt zu Ihren Gesprächspartner:innen aufzubauen und zu halten. Außerdem erhalten Sie auf diese Weise Informationen über deren "Zustand". Deshalb sollten Sie Blickkontakt immer mal wieder zu allen im Gespräch aufnehmen, ihn kurz halten, aber nicht zu lange verharren, damit sich niemand angestarrt oder ausgeschlossen fühlt.
Manchmal tendieren wir dazu, über unser Gegenüber zu gucken oder den Blick beim Nachdenken an die Decke, auf den Boden oder sonstige Punkte zu richten. Kurzfristig ist diese "Erholung" nicht störend, dann sollte allerdings wieder Blickkontakt aufgenommen werden.
GESTIK UNTERSTÜTZEND VERWENDEN
Wohin mit den Händen??
Dies ist eine klassische Frage, wenn es darum geht, vor und mit anderen zu sprechen.
Zunächst - es ist sinnvoll, Gestik zu verwenden. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Art der Gestikulation an, sondern auf das Vorhandensein überhaupt: ich wirke lebendiger. Allerdings gibt es auch hier individuelle Unterschiede, wer, wie oft, mit wie weit ausgreifenden Bewegungen gestikuliert. Finden Sie die Ihnen angemessene Gestik.
Die Arme sollten grundsätzlich in einer offenen Haltung sein, denn festgehaltene Hände blockieren einerseits die Gestik und andererseits den Sprechdenkprozess [1]. Aber: Verschränkte Arme bei entspannten Schultern können auch eine Zuhörhaltung signalisieren.
In einer stehenden Grundhaltung sollten sich die Arme oberhalb der Körpermitte befinden: Man muss dann nicht so weit ausholen, um Gestik in Höhe des Oberkörpers zu machen, was souveräner wirkt. Weitere Tipps dazu hier.
Vermeiden Sie Adaptoren wie z.B. an der Kleidung zu zupfen. Dies können sogenannte „Übersprungshandlungen“ sein, bei denen ein innerliches „Unwohl-Fühlen“ auf eine körperliche Bewegung „überspringt“: Ich streiche mir dauernd die Haare hinter die Ohren (Selbstadaptor) oder klicke mit dem Kugelschreiber (Objektadaptor). Andere könnten solche Handlungen als Nervosität oder Unsicherheit interpretieren oder sie können einfach ablenken. Solche Verhaltensweisen stellen oft Angewohnheiten dar, ohne mit Unwohlsein gekoppelt zu sein. Das Problem ist, dass sie meist für uns selbst unbewusst sind, den Anderen aber sehr wohl auffallen und viel Aufmerksamkeit binden können.
[1] Jaskolski, E.W. / Pabst-Weinschenk, M. 2004: Körpersprache. In: Pabst-Weinschenk, M. (HG.): Grundlagen der Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. München u.a.: Reinhardt, S.48-57
Übung

Experimentieren Sie - unterstreichen Sie die folgenden Aussagen mit einer Gestik, die sich für Sie stimmig anfühlt:
  1. „Einerseits… andererseits…“
  2. „Auf keinen Fall verwechseln...“
  3. „Im Gegensatz zum Thema der letzten Stunde…“
  4. „Zusammenfassend…“
  5. „Drei wichtige Schritte…, erstens…, zweitens…, drittens…“
  6. „Sehr kleiner Unterschied…“
  7. „Umgekehrt…“
  8. „Große Versprechungen…“
  9. „Wenn man diese beiden jetzt vergleicht…“
MÖGLICHST AUFRECHTE UND DURCHLÄSSIGE KÖRPERHALTUNG

Achten Sie auf eine aufrechte und offene Körperhaltung, mit einer geschlossenen und vielleicht angespannten Haltung blockieren Sie Gestik und den Sprechdenkprozess. Erinnern Sie sich auch an die Wechselwirkung von Körperhaltung und Befindlichkeit. Also besser aufrichten, Schultern entspannen und zurücknehmen, Kopf aufrecht halten.
MÖGLICHST AUFRECHTE UND DURCHLÄSSIGE KÖRPERHALTUNG

Achten Sie auf eine aufrechte und offene Körperhaltung, mit einer geschlossenen und vielleicht angespannten Haltung blockieren Sie Gestik und den Sprechdenkprozess. Erinnern Sie sich auch an die Wechselwirkung von Körperhaltung und Befindlichkeit. Also besser aufrichten, Schultern entspannen und zurücknehmen, Kopf aufrecht halten.
BEWEGLICHE MIMIK

Eine bewegliche, lebendige Mimik kann der Grund sein, warum uns andere "an den Lippen hängen" und ist deshalb grundsätzlich positiv. Achten Sie dabei auf möglichst entspannte Gesichtszüge, so dass Ihre Mimik passend zum Gesagten (Kongruenz!) mitschwingt. Gerade mimisch reagieren wir allerdings oft, ohne uns dessen bewusst zu sein: hoch- oder zusammengezogene Augenbrauen, Stirnrunzeln, Bewegungen der Lippen etc. Dies kann zu Irritationen und ungewollten Wirkungen führen. Hilfreich können hier Videoaufnahmen aus Gesprächen und Rückmeldungen von anderen sein.
Übung

Stellen Sie sich vor einen Spiegel und betrachten Sie Ihren „normalen“ Gesichtsausdruck, beschreiben Sie Ihre Wahrnehmung und interpretieren Sie die Wirkung – wirken Sie so, wie Sie sich das wünschen?
Experimentieren Sie - Spielen Sie mit Ihrer Mimik – wie verändert sich die Wirkung?
GESPÜR FÜR SIGNALE DES EIGENEN KÖRPERS

Mein Körperausdruck - von anderen zurückgemeldet oder selbst gespürt - kann mir hilfreich sein, um z.B. Reaktionen besser zu verstehen. Warum hören mir die anderen nicht zu oder halten mich für arrogant? Vielleicht bin ich zuwenig im (Blick-)Kontakt? Oder habe mein Kinn beim Reden leicht gehoben?
Mein Körper teilt mir aber auch mit, wenn ich vielleicht nicht gut auf mich geachtet habe und mal wieder aufstehen sollte oder mich aufrichten oder meine Schultern lockern oder...
OFFENHEIT FÜR DIE WAHRNEHMUNG DES KÖRPERAUSDRUCKS DER ANDEREN

Ebenso wie ich auf meinen eigenen inneren und äußeren Körperausdruck achten kann, sollte ich sensibel und offen für die non-verbalen Signale der anderen sein. Allerdings sollte ich mir dabei immer wieder vor Augen führen, dass meine Beobachtungen und meine daraus gezogenen Interpretation nicht unbedingt der "Wahrheit" der Person entspricht. So können beispielsweise von mir gedeutete "kritische Blicke" (ein Zusammenziehen der Augen und Augenbrauen) tatsächlich ein Zeichen höchster Kozentration sein. Um mich zu vergewissern, wie etwas gemeint ist, hilft dann die Nachfrage, in der ich meine Wahrnehmung benennen kann (aber nicht muss): "Ich sehe da ein Stirnrunzeln. Kann es sein, dass du mit xy nicht einverstanden bist?" 

Abschlussworte

Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, das ein oder andere einmal auszuprobieren. Viel Spaß dabei! Manchmal benötigen Veränderungen - zumal wenn es um Verhaltensweisen geht, die schon länger zu Ihnen gehören und im Normalfall unbewusst sind  - etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit. Gehen Sie die Sache deshalb möglichst entspannt und Schritt für Schritt an. Wenn ich gleich aufrechter stehen will und mehr Blickkontakt halten und meine Hände mehr bewegen, komme ich schnell unter Stress. Zum einen bleibt mir dann kaum noch Aufmerksamkeit, für das, was ich eigentlich sagen möchte und zum anderen kann ich dann nichts wirklich konzentriert durchführen und bin vielleicht frustriert, wenn nichts klappt. Und lasse es dann einfach sein.
Also besser eine Veränderung nach der anderen angehen und mit sich in Geduld und Nachsicht mit sich selbst üben.