Funktionen

01: Einführung

                      
Definition des Unternehmer:innentums

Das primäre Ziel von Social Entrepreneurship ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dies wird durch kontinuierliche Nutzung unternehmerischer Mittel erreicht und resultiert in neuen und innovativen Lösungen. Durch steuernde und kontrollierende Mechanismen wird sichergestellt, dass die gesellschaftlichen Ziele intern und extern gelebt werden [SEND, 2019].
Social Entrepreneurship ist die Lösung einer gesellschaftlichen Herausforderung mit unternehmerischen Mitteln.

Beispiele für soziale Unternehmer:innen

Stitch by Stitch ist eine B2B  Schneidermanufaktur, die sozial und ökologisch nachhaltig arbeitet. Das Unternehmen verknüpft die Integration und den Aufbau einer eigenen Existenz durch eine Ausbildung bzw. eine Festanstellung mit fairer Produktion in Deutschland und setzt sich somit für Nachhaltigkeit ein. Das Unternehmen qualifiziert insbesondere Frauen mit Fluchthintergrund für den deutschen Arbeitsmarkt und verfolgt damit ebenso ein gesellschaftliches Wirkungsziel.
Die Shift GmbH produziert modular aufgebaute Smartphones, Tablets, etc. und ermöglicht somit eine einfache Reparatur der einzelnen Komponenten durch die Nutzer:innen. Die Modularität der Geräte gewährleistet den Kund:innen eine schnelle und kostengünstige Reparierbarkeit, eine überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung und effizienteres Recycling. Bei der Produktion in China wird sehr darauf geachtet faire Löhne zu bezahlen und gute Arbeitsbedingungen für die angestellten Personen zu schaffen.
Mit einer ganzheitlichen Systemlösung realisiert Africa GreenTec ImpactSites, in denen ganze Dorfgemeinschaften in ländlichen Regionen mit Strom und nachhaltigen Technologien ausgestattet werden. Das Unternehmen hat ein intelligentes System entwickelt, welches den harten Bedingungen der netzfernen Regionen Afrikas standhält sowie die heutigen europäischen Standards weit übertrifft. Dies ermöglicht Dorfgemeinschaften sowohl zum einen Elektrizität nutzen zu können und somit mit dem Rest der Welt vernetzt zu sein, sowie sich eine wirtschaftlichere Lebensgrundlage schaffen zu können.

Dimensionen des Sozialunternehmer:innentums

1. Gesellschaftliche Dimension

Das Ziel von Sozialunternehmertum ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen im sozialen oder auch ökologischen Bereich. Um „gesellschaftliche Herausforderungen“ klarer zu definieren, nehmen wir als Grundlage die von der UN definierten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs - mehr dazu später in der Einheit). Die Kernaktivitäten von Sozialunternehmen sollten klar und transparent darauf abzielen, zumindest auf ein SDG positiv einzuwirken.
2. Unternehmerische Dimension

Sozialunternehmen bedienen sich unternehmerischer Mittel, mit dem Ziel, die eigene Wirkung zu erhöhen. Dabei finanzieren sie sich sehr unterschiedlich, unter anderem über dem Verkauf von Produkten/ Dienstleistungen, oder aber auch durch Spenden und Partnerschaften. Nicht die Haupteinkommensquelle ist entscheidend, sondern eine nachhaltige und beständige Finanzierungsstruktur. Kennzeichnend für Sozialunternehmen sind außerdem innovative Produkte oder Dienstleistungen, die sich von bestehenden Lösungen oder Ansätzen im Markt unterscheiden und somit potenziell besonders wirkungsvoll sein können. 
3. Governance Dimension
 
Um die gesellschaftliche Wirkung dauerhaft zu wahren, bedienen sich die Organisationen steuernder und kontrollierender Mechanismen. Gewinne werden in erster Linie nicht an eventuelle Shareholder ausgeschüttet, sondern weitgehend reinvestiert. Damit soll ein Mission-Drift (ein Abdriften vom intendierten, sozialen Ziel) verhindert werden. Diese Gemeinwohlorientierung sollte dauerhaft verankert sein – über eine entsprechende Rechtsform, in den Statuten/ Verträgen und/ oder über eine externe Bilanzierung. Einen hohen Stellenwert nehmen bei den Governance-Strukturen ebenso die Einbindung der Zielgruppe, Kund:innen und Mitarbeiter:innen bei strategischen Entscheidungen sowie ein hohes Maß an Transparenz ein.

Die drei Anspruchsgruppen

Begünstigte oder auch Wirkungsempfänger:innen

Sie sind die Empfänger:innen der gesellschaftlich ausgerichteten Leistung des Social Enterprise, z.B. in Form von unterstützender Beratung oder Workshops oder Zugang zu vorher versperrten Ressourcen. Als Zielgruppe der Maßnahmen stehen sie im Fokus des Social Enterprise. Bei ökologisch ausgerichteten Gründungen stehen keine Personengruppen im Mittelpunkt, sondern Allgemeingüter wie saubere Luft, sauberes Wasser, Erhaltung von Wäldern u.ä. Auch hier sprechen wir von Begünstigten.

Kund:innen:

In der unternehmerischen Dimension steht die Gruppe der zahlenden Kund:innen im Mittelpunkt. Diese Gruppe umfasst ein breites Spektrum an Geldgeber:innen, abhängig vom Wirkungs- und Geschäftsmodell:

Endverbraucher:innen, Unternehmen, Corporate-Social-Responsibility-Abteilungen von Unternehmen, Städte und Kommunen (über öffentliche Ausschreibungen) oder Stiftungen. Diese Gruppe finanziert (direkt oder indirekt) die Wirkung des Social Enterprises.

Stakeholder:innen:

Im Rahmen der Governance-Dimension wird der Umgang mit anderem Stakeholder:innen, wie bspw. Mitarbeiter:innen, Lieferant:innen, Eigentümer:innen oder Kooperationspartner:innen definiert.

Was bedeutet das in der Praxis?

Wirtschaftlichkeit

Um wirtschaftlich gut aufgestellt zu sein, sollte das Unternehmen im besten Fall innovativ sein und ein Problem lösen. Das bringt Relevanz am Markt und stellt das Unternehmen auf eine gute wirtschaftliche Basis. Zusätzlich wird ein passgenaues Wertangebot (auch Value Proposition), welches den Kund:innen angeboten werden kann, benötigt. Das sollte von einem guten, funktionierenden Geschäftsmodell umgeben sein.

Innovation

"Love the problem - not the solution"
                                           - Ash Maurya, CEO LeanStack
Wie findet man heraus, welche Probleme sowohl für die Anspruchsgruppen der Begünstigten als auch der Kund:innen wirklich relevant sind?
Hierfür kann man sich das Double Diamond - Tool aus dem Design Thinking zu nutze machen.
Der Double Diamond Prozess besteht aus zwei diamantförmigen Bereichen und ist in vier Phasen unterteilt. Der erste Diamant beinhaltet zwei Phasen und ist der Informationssammlung bzw. dem User Research gewidmet, also dem Fragen, Zuhören und Sortieren. Dieser Raum wird auch "Problemraum" genannt. Der zweite Diamant und seine zwei Phasen dienen der Informationsverarbeitung bzw. dem iterativen Design-Prozess und wird auch Lösungsraum genannt.

Problemraum:
Wie kann man am besten mit der Informationssammlung beginnen? Ein geeignetes Tool ist hier das Persona Canvas bzw. User Profile. (s.u.). Mit diesem Tool können mehrere fiktive Persönlichkeiten erstellt werden, wo angenommen wird, dass diese Personen relevante Wirkungsempfänger:innen darstellen. Anschließend kann mittels guter Befragungen und Beobachtungen herausgearbeitet werden, ob die angenommenen Probleme wirklich real sind und ob diese für die angenommene Zielgruppe relevant sind.

Lösungsraum:
Der Kern der Lösung stellt das Wertangebot dar. Um dieses herauszuarbeiten kann der Value Proposition Canvas genutzt werden (su.). 

Auf der rechten Seite des Value Proposition Canvas wird das ausgewählte Kundensegment betrachtet, welches beispielsweise über das Persona Canvas erarbeitet wurde und hilft dabei zu verstehen, welche Aspekte des eigenen Angebots am besten bei der Zielgruppe ankommen. Es werden drei Blickwinkel eingenommen.

1. Customer jobs: Welche Aufgaben hat der/die Kund:in zu erledigen?
2. Pains: Was sind die Schmerzen bzw. Probleme des/der Kund:in
3. Gains: Was gewinnt der/die Kund:in, wenn er/sie ihre Aufgabe erfolgreich erledigt hat?

Auf der linken Seite des Tools wird die eigene Lösung und das daraus resultierende Nutzungsversprechen skizziert.

1. Pain Relievers: Wie werden die Probleme der Kundschaft gelöst?
2. Gain Creators: Wie wird sichergestellt, dass der/die Kund:in seine/ihre Gains realisiert und wie können diese noch gesteigert werden?
3. Products & Services: Welche Leistungen kannst du deinen Kund:innen bieten?
          



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