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Storytelling in Spielen und in der Lehre

Geschichten ergänzen Bedeutung und Relevanz zur Spielerfahrung. Auch wenn nicht alle Spiele eine erzählerische Komponente haben (z.B. abstrakte Spiele), ist das storytelling ein relevanter Bestandteil von Spielen im Allgemeinen. Ferner ist zu beobachten, dass Menschen selbst bei eher abstrakten Spielen (z.B. Schach) allein schon durch die Bezeichnung der Figuren eine Geschichte zum Spiel hinzuerfinden. "Humans are great at adding story narrative to a variety of situations because stories add meaning, provide context and guide action" (Kapp, 2012, 41). Daher wurden im Lauf der Zeit immer mehr Spiele durch Geschichten angereichert. Geschichten werden auch außerhalb des Spielkontexts gern für die Lehre genutzt. Lernende und Angestellte können sich Geschichten besser merken als eine Liste von Regeln und Anforderungem. Zentrale Elemente von Storytelling sind:
  • Charaktere: Ein Spiel startet in der Regel damit, dass man einen Charakter kennenlernt, 
  • der Handlungsstrang: Dieser Charakter wird üblicherweise mit einem Problem konfrontiert.
  • Spannung: Das Problem kreiert Spannung und die spielende Person weiß möglicherweise nicht sofort, wie das Problem gelöst werden kann und mag auch falsche Dinge tun. 
  • die Auflösung: Schließlich wird eine Lösung erkennbar, zu Beispiel durch eine Mentorenfigur, die einen guten Rat hat. 
(frei übersetzt und paraphrasiert nach Karl Kapp, 2012, S. 41-43)

Charaktere

Durch Charaktere wird die Spielerfahrung persönlicher. Mit ihnen kann man sich identifizieren, Erfolge haben oder Scheitern überwinden. Gleichzeitig helfen Charaktere dabei, die Abstraktion aufrechtzuerhalten. Besonders bei schwierigen Themen kann es hilfreich sein, durch eine andere Person oder Entität zu erleben, als sich selbst
Je nach Kompetenzziel werden Sie entscheiden wollen, ob eine Charaktere virsulaliert wird oder nicht. Je stärker Sie die Visualisierung einbauen, umso leichter wird es für die Lernenden, sich mit dem Charakter zu identifzieren, aber umso klarer sind Charakter und spielende Person auch voneinander getrennt.

Umsetzung in der Lernumgebung

Sie können eigene Avatare zeichnen oder freie Illustrationen aus dem Internet benutzen. Sie können die Grafik als Bild in Ihre Lernumgebung einbauen. Beachten Sie, dass die Charaktere in unterschiedlichen Positionen und mit unterschiedlichen Gesichsausdrücken gebraucht werden. Daher geht die Nuzung von Avataren mit bedeutendem Aufwand einher. 
Um dem Lernspiel eine Persona zu geben, können Sie auch eine eigene Geschichte verfassen, in der Sie die Charakere ausführlich beschreiben oder die Ich-Perspektive als Erzählmodus wählen. Für den Wechsel aus Erzählung und Aufgabe eignet sich zum Beispiel besonders gut das Lernmodul, aber grundsätzlich können Sie diese Story-Elemente überall platzieren, wo Sie mit dem Seiteneditor arbeiten. 

Der Handlungsstrang

Nach dem Kennenlernen des Charakters oder der Charaktere sollte schnell klar werden, was die zu meisternde Herausforderung ist und idealerweise auch, warum dieser Charakter dafür zuständig ist oder warum genau dieser Charakter die Herausforderung meistern kann. Hierdurch wird sowohl die Anknüpfung an das Vorwissen realisiert als auch der Ausblick auf die zu erwerbenden oder zu fördernden Kompetenzen. Das Problem, welches in diesem Schritt formuliert wird, sollte ein Problem sein, dessen Lösung für den Charakter herausfordernd aber nicht unmöglich zu erreichen ist. Auf diese Weise erreichen Sie eine gute Mischung aus Motivation und Forderung. 

Umsetzung in der Lernumgebung

Durch einleitende Sequenzen oder Anmoderation können Sie sehr gut Transparenz über den Zusammenhang Ihres Kursinhalts und den Anforderungen, die auf Lernende zukommen herstellen. Werkzeuge sind die Beschreibungstexte der Objekte aber auch der Seiteneditor im Kurs oder den verschiedenen Objekten, in denen er zum Tragen kommt. Vorstellbar ist auch die Nutzung der Kommentare um die Verbindung von Inhalt und Aufgabe zu vermitteln. 
Um die Schwierigkeit der Herausforderung am besten einzusetzen, empfiehlt es sich zum einen, Materialien und Aufgaben unterschiedlicher Schwierigkeit vorzuhalten. Ferner sollten Sie sich einen Mechanismus überlegen, mit welchem Sie den aktuellen Kompetenzstand der Lernenden ermitteln können. Hierzu können Sie zum Beispiel einen Test benutzen. In einem lernzielorientieren Kurs zum Beispiel lassen sich sehr gut verschiedene Schwierigkeitsstufen visualisieren oder Inhalte Themenbereichen (Herausforderungen) zuordnen.

Spannung

Spannung kann erzeugt werden, indem durch die Art der Kursgestaltung schnell sichtbar wird, welcher Weg zu gehen sei. Mögliche Lösungsansätze sollten schnell greifbar sein. 
Im weiteren Verlauf kann die Spannung erhalten werden, indem man in jedem Schritt verdeutlicht wie die spielende (lernende) Person dem Ziel näher gekommen ist und wenn es nicht der ideale Weg war, wie es auf andere Weise möglich wäre, weiterzukommen. Ziel ist es, zu jeder Zeit zu wissen, welche Schritte als nächstes gegangen werden können. Somit motiviert man nicht nur zum Weitermachen sondern bestärkt die Lernenden in ihrer Selbstwirksamkeit. 
Die Nutzung von Geschichten geht eng einher mit der klaren Formulierung von Zielen. So wie Geschichten Lernende ermutigen können, ein Ziel zu erreichen, kann dies auch und besser noch ergänzend durch eine klare und transparente Zielgestaltung bewirkt werden. Erklären Sie Ihrer Lerngruppe, warum welche Kompetenz relevant ist. 

Umsetzung in der Lernumgebung

Spannung kann man visuell unterstützen, zum Beispiel durch eine Schatzkarte (man wird es schaffen, wenn man den Schatzgefunden hat) oder einen ziemlich eindeutigen Ausgangspunkt, z.B. das Vorhandensein eines Schlüssels, zu dem man das passende Schloss suchen muss oder schon gefunden hat.
Nutzen Sie zur Aufrechterhaltung der Spannungskurve die Feedback-Optionen, die Ihnen in nahezu allen ILIAS-Objekten zur Verfügung stehen. Zum Beispiel die Rückmeldung in Fragen, die Sternchenbewertung für Objeke oder auf Wiki- und Lernmodulseiten, Badges, Gestaltungselemente auf Seiten und viele mehr. 
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Die Auflösung

Eine Auflösung wird beim spielenden Lernen dadurch gegeben, dass die Spielenden nachweislich ihr Lernziel erreicht haben. Das Feedback hierzu kann auf mannigfache Weise erfolgen. 

Umsetzung in der Lernumgebung

Durch ein Badge oder ein anderes visuelles Feedback können Sie dieses Gefühl bei den Lernenden verstärken. Und auch wenn jemand das Ziel nicht erreicht hat, sollte im Zuge der Auflösung deutlich werden, woran es lag. Lernende sollten dann auch einen Hinweis dazu bekommen, wie sie es bei einem weiteren Anlauf schaffen könnten. 
Sie können finale Tests, Übungsabgaben, Lernmodulfragen oder Umfragen erstellen, die mit einer entsprechenden Meldung abschließen. Sie können auch über die Gestaltung der Kursoberfläche das Erreichen des Ziels visualisieren. Zentral für die Motivation ist, dass Lernende erfahren, dass sie etwas geschafft haben. Und dieses Schaffen sollte als herausfordernd aber nicht unmöglich wahrgenommen worden sein. 

The Hero's Journey

Eine übliche Methode der Erzählung ist die Heldengeschichte. Die Reise der Heldenfigur startet in der Regel mit der Begegnung einer Person aus dem normalen Alltag. Etwas Besonderes passiert, was den Alltag unterbricht und die Figur muss agieren. Die Figur lässt ihr gewöhnliches Leben zurück, um sich der neuen Aufgabe zu stellen. Die Figur begegnet Bösewichten und Gegnern, aber auch neuen Freunden und sie entdeckt die neue Welt. Natürlich ist die Reise keine einfache. Es gibt immer wieder schwierige Situation und Rückfälle. Jedoch lernt die Figur neue Fähigkeiten und verbessert sich stetig. Dadurch wird sie gewappnet sein, um sich der finalen Herausforderung zu stellen. Nur durch ihre Fähigkeiten und die weisen Ratschläge aus der Vergangenheit gelingt es der Figur knapp, dem Untergang zu entkommen. Doch bei der Rückkehr in das normale Leben stellt die Heldenfigu fest, dass die Probleme noch nicht behoben sind und dass noch größere Herausforderungen gemeistert werden müssen. Spätestens jetzt lernt die Figur, dass sie diesen Herausforderungen nicht mehr allein wird entgegentreten können. Doch auch diese Herausforderung wird schließlich gemeistert und die Heldenfigur und ihre Freunde haben das normale Leben für alle verbessert. 
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