Hessen (post)kolonial
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Hessische Migration in die Vereinigten Staaten
War im 18. Jahrhundert Russland das bevorzugte Ziel hessischer Auswanderer gewesen, wurde es im 19. Jahrhundert (neben Brasilien) vor allem die USA. Die Motive waren ähnlich: wirtschaftliche Not und religiöse Unduldsamkeit in den Ausgangsgebieten, aber auch Experimentierfreude und Abenteuerlust. Gezielte Anwerbung spielte weiterhin eine wichtige Rolle, doch wurde die Auswanderung nun oft über spezielle Vereine längerfristig vorbereitet.
Die „Inspirierten“ waren eine Bewegung des radikalen Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts, die zunächst in der Wetterau und im Rhein-Main-Gebiet ansässig waren, dann 1842 zu großen Teilen in die USA weiterzogen, zunächst in eine ehemalige Indianer-Reservation in der Nähe von Buffalo, dann ab 1855 in die „Amana Colonies“ in Iowa, die zunächst offenbar kubbuzähnlich organisiert waren.
Die nach der Schriftstellerin Bettina von Arnim benannte Siedlung am Llano River in Texas wurde 1847 von kommunistisch orientierten Intellektuellen aus Darmstadt, Gießen und Heidelberg auf Anregung des Mainzer Adelsvereins gegründet, existierte jedoch aufgrund von internen Spannungen nur wenige Monate. Der Ort wurde danach zur Geisterstadt.
Literatur
- Rüdiger Arendt: O Ronneburg, wo sind die alten Glaubensritter. Unter dem Druck der Regierung zogen die „Inspirierten“ nach Amerika. Kolonie mit Verbindungen zur Heimat, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 66 vom 19.3.1981, S. 40.
Zuletzt geändert: 15. Sep 2023, 15:15, Horstmeier, Philipp [horstmep]