Hessen (post)kolonial

Reiter

Kolonialausstellung Frankfurt am Main 1907

Die Ausstellung 1907 in Frankfurt hatte ihren Anlass in der Feier zum 25-jährigen Bestehen des 1882 in Frankfurt gegründeten Deutscher Kolonialverein, der seit 1887 zusammen mit der Gesellschaft für Deutsche Kolonisation die Deutsche Kolonialgesellschaft bildete.

Tatsächlich handelte es sich um zwei parallele Ausstellungen, die jeweils am 6. Dezember (dem Gründungsdatum des Deutschen Kolonialvereins) eröffnet wurden: Eine Sammlung von Kolonialpflanzen war in den Neuen Gewächshäusern im Palmengarten zu sehen, eine eher kolonialwirtschaftlich orientierte Ausstellung mit Karten und Fotografien fand im Zoologischen Garten statt. Initiiert hatten die Ausstellungen Prof. Adalbert Seitz, der Direktor des Zoologischen Gartens, sowie der Kaiserliche Generalkonsul a. D., F. Q. Müller-Beeck.

Einen besonderen Schwerpunkt der Frankfurter Ausstellungen bildeten überdies Missionsfotos, die zeigen sollten, „in welcher Weise die Begegnungen der Kultur auf die Eingeborenen fremder Länder einwirken“.[1] Vertreten waren hier unter anderem die Baseler, die Leipziger und die Berliner Mission, die Brüdergemeinde Deutsch-Ostafrika sowie die Evangelische Mission Bethel.

Zudem erwarteten die Besucher, wie es bei Kolonialausstellungen die Regel war, Fotos von kolonialen Farmen, Versuchsfeldern, Plantagen und Bergwerksbetrieben und diverse Karten und Pläne. Mit nur einem einzigen Zimmer, das im Zoologischen Garten für die Ausstellung bereitgestellt wurde, gehörte die Ausstellung zu den kleineren ihrer Art. So verzeichnete der Katalog sechs große Karten, 14 Pläne, 16 Aquarelle und 94 großformatige Bilder sowie rund 1000 Ansichtskarten und Fotos - die meisten davon Leihgaben aus Privatbesitz.

Trotz dieses eher bescheidenen Umfangs beteiligten sich auch einige kolonial engagierte Unternehmen an der Ausstellung: Die Philipp Holzmann AG aus Frankfurt ließ sich die Gelegenheit vor ihrer Haustür nicht entgehen und auch das in Wiesbaden engagierte Deutsche Kolonialhaus (Inhaber: Bruno Antelmann) und die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft waren mit eigenen Ständen vor Ort.

Als wichtigster privater Leihgeber der Veranstaltung profilierte sich Carl Max Clemm, ein Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft aus Bernsbach im Erzgebirge. Etliche Fotos und Postkarten aus anderen Privatsammlungen fanden ebenso ihren Platz wie die neueste koloniale Fach- und Unterhaltungsliteratur.


[1] Deutsche Kolonialzeitung Nr. 51 vom 21. Dezember 1907, S. 531.

Zuletzt geändert: 13. Sep 2023, 14:05, Horstmeier, Philipp [horstmep]