Hessen (post)kolonial

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George Sessous

George Sessous (*25. Juli 1876 in Berlin; † 25. Mai 1962 in Gießen), war landwirtschaftlicher Sachverständiger des Reichskolonialamts im Schutzgebiet Samoa und von 1926 bis 1946 Professor für Acker- und Pflanzenbau an der Ludwigs-Universität Gießen.

George Sessous entstammte einer im 17. Jahrundert nach Deutschland eingewanderten Hugenottenfamilie und studierte in Berlin und Bonn Landwirtschaft. Die Promotion erfolgte 1903 in Jena. Danach arbeitete er als Assistent an der botanischen Abteilung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Jena. Dann war er von 1906 bis 1911 als Saatzuchtleiter in Quedlinburg bei der Firma Heinrich Mette, einer damals bedeutenden und traditionsreichen Firma.

Im Jahr 1912 wurde Sessous im Reichskolonialamt angestellt und reiste als landwirtschaftlicher Sachverständiger in das deutsche Schutzgebiet Samoa. Als dieses im Jahr 1914 durch die Neuseeländer besetzt wurde, geriet er in zivile Kriegsgefangenschaft, bevor er 1919 als Saatzuchtdirektor bei der weltweit renommierten Saatzuchtfirma F. Strube in Schlandstedt, Provinz Sachsen, wieder arbeiten konnte. Hierbei war er als Nachfolger von Theodor Roemer angetreten – eines der herausragenden Vertreter des Acker- und Pflanzenbaus und der Pflanzenzüchtung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im Jahr 1926 folgte George Sessous einem Ruf an die Universität Gießen, wo er den Lehrstuhl für Acker- und Pflanzenbau bis 1946 innehatte. Außerdem war er von 1926 bis 1938 geschäftsführender Direktor aller landwirtschaftlichen Einzelinstitute. Diese waren nach dem Ersten Weltkrieg aus dem früheren Landwirtschaftlichen Institut der Universität Gießen hervorgegangen.

1 Forschungsinteressen

Sessous galt viele Jahre lang als führender deutscher Sojabohnenzüchter: Er führte grundlegende Feldversuche durch, um die Möglichkeiten eines Anbaus in Mitteleuropa zu testen, und erhielt dafür hohe Anerkennung aus der Fachwelt. Daneben waren auch die Zuckerrübe bzw. die Futterrübe beliebte Forschungsobjekte. Weitere Verantwortung übernahm er unter anderem 1940 als Leiter der Pflanzenbaulichen Reichstagung in Breslau.

2 Würdigungen

Der Senat der Justus Liebig-Hochschule Gießen verlieh ihm im Jahr 1951 die Würde eines Ehrensenators für seine Verdienste um den Ausbau der Landwirtschaftlichen Institute sowie das Weiterbestehen der Agrarwissenschaften an der Universität Gießen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zudem erhielt George Sessous die Goldene Plakette des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die Silbernen Ehrenplakette des Hessischen Landwirtschaftsministers sowie die Max-Eyth-Denkmünze in Silber der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.

3 Werke

  • Die Pflanzenzüchtung und ihre Bedeutung für die Selbstversorgung des deutschen Volkes. Schriften der hessischen Hochschulen. Universität Gießen Jg. 1935, H. 1. - Zugl. als eigenständige Broschüre Gießen 1936.
  • Klima und Boden und ihre Bedeutung für einen planvollen, auf die Nahrungsversorgung gerichteten Landbau. In: Raumforschung und Raumordnung Jg. 1, 1937, S. 313-320.
  • Züchterische Arbeiten und Kulturversuche mit der Sojabohne. In: Forschung für Volk und Nahrungsfreiheit = Der Forschungsdienst, Sonderheft 8, 1938, S. 297-300.
  • Mehrere Beiträge über Saatgut und Getreidearten. In: Georg A. Schmidt und August Marcus: Handbuch der tropischen und subtropischen Landwirtschaft, 2 Bände, Berlin 1943.

4 Literatur

  1. Arnold Scheibe: George Sessous zum 75.Geburtstag. In: Zeitschrift für Acker- und Pflanzenbau Bd. 93, 1951, S. 397-399.
  2. Arnold Scheibe: George Sessous (1876-1962) - Landbauwissenschaftler, in: Hans-Georg Gundel u.a. (H.): Gießener Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Band 2, Marburg 1982, S. 856-865.
  3. Eduard von Boguslawski: George Sessous †. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 31, 1962, S. 20-22.
  4. Ludwig Pielen: Ansprache zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. George Sessous. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Bd. 25, 1956, S. 74-79.

Zuletzt geändert: 11. Sep 2023, 15:43, Horstmeier, Philipp [horstmep]