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Nationalökonomie
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[Ausblenden]Nationalökonomie, auch Volkswirtschaftslehre genannt, ist ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften, der sich hauptsächlich auf Untersuchung und Erklärung gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge konzentriert. Insofern war die Nationalökonomie für eine rechtfertigung des Kolonialismus als vermeintlicher Garant von Wohlstand essentiell.
1 Die Kolonialkritik des Adam Smith
Der schottische Moralphilosoph Adam Smith gilt als der Begründer der klassischen Nationalökonomie. In einem seiner Hauptwerke, dem „Wohlstand der Nationen“ (1776), stellte Smith dem vorherrschenden Merkantilismus eine eigene politische Ökonomie gegenüber, die stark von der Physiokratie geprägt war. Garant für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand war für Smith der Freihandel. In dem bloßen Erwerb von Kolonien und der Errichtung von Schutzzöllen sah Smith hingegen keinen ökonomischen Nutzen.
Zudem ist Smith für die Kolonialismus-Forschung von Bedeutung, weil er zum ersten Mal ausdrücklich zwischen „Handelskolonien“ und „Eroberungskolonien“ unterschied.[1]
2 Die koloniale Frage in der jüngeren historischen Schule der Nationalökonomie
Im Kaiserreich war die jüngere historische Schule der Nationalökonomie die dominierende wirtschaftswissenschaftliche Denkrichtung. Ihr Wortführer war Gustav von Schmoller, der nach Lehrstühlen in Halle und Straßburg 1882 nach Berlin berufen wurde. Schmoller war Mitbegründer und erster Vorsitzender des von Berliner Professoren gegründeten „Kolonialen Aktionskomités“.[2]
„Kolonie“ definierte Schmoller in seinem „Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre“ wie folgt: „Unter Kolonie im weiteren Sinne versteht man vom Mutterlande getrennte, von ihm in irgend welcher (sic!) Rechtsform abhängige Gebiete, hauptsächlich solche, welche, in erheblicher Entfernung, auf niedriger wirtschaftlicher Kulturstufe stehen, durch ihre Abhängigkeit vom Mutterlande diesem als wirtschaftliche Glieder dienen.“
In seinem „Grundriss“ setzte er sich mit der Bevölkerungs- und Auswanderungsfrage auseinander. Diese drehte sich im Kern um die Frage, wie mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum im Reich umzugehen sei. Kolonialagitatoren griffen die Frage auf und argumentierten, dass durch Ackerbau in den Kolonien im Reich Nahrungsmittelkrisen verhindert werden könnten und die Kolonien zudem zusätzliche Siedlungsflächen für die europäische Bevölkerung böten. Schmoller diskutierte mehrere Maßnahmen, mit denen man einer Überbevölkerung entgegenwirken könnte. Neben politischen Reformen, die einerseits eine effizientere Nutzung des Reichsgebietes bewirken sollten und andererseits einer allzu zügellosen Vermehrung im Inland entgegen wirken sollten, glaubte Schmoller auch, dass man für einen „Bevölkerungsabfluss, womöglich nach eigenen Kolonien„, sorgen sollte.
3 Vertreter aus Hessen
4 Literatur
- Zur Kolonialismuskritik Adam Smith': Benedikt Stuchtey: Die europäische Expansion und ihre Feinde. Kolonialismuskritik vom 18. bis in das 20. Jahrhundert, S. 57-64.
- Birthe Kundrus:Moderne Imperialisten: das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien, Köln, 2003, S. 39
Zuletzt geändert: 5. Sep 2023, 13:56, Horstmeier, Philipp [horstmep]