Hessen (post)kolonial

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Karl August Wittfogel

Karl August Wittfogel (1896-1988) studierte in verschiedenen Städten, v.a. Sinologie, und war in der Jugendbewegung aktiv. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm er eine führende Stellung in der deutschen Studentenbewegung ein und kritisierte zusammen mit anderen sozialistischen und kommunistischen Studierenden die „bürgerliche“ Wissenschaft. Aus diesem Engagement heraus kam er in Kontakt mit anderen sozialistischen und kommunistischen Wissenschaftlern, mit denen er als Mitbegründer seit dem Jahr 1922 im Frankfurter Institut für Sozialforschung zusammenarbeitete. In Frankfurt begann damit auch seine langjährige wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte, Wirtschaft und Kultur Chinas. Im Jahr 1930 wurde er dort mit der Arbeit „Wirtschaft und Gesellschaft Chinas“ promoviert.

Politisch war Wittfogel seit 1918 Mitglied der USAPD und seit 1920 Mitglied der KPD. Im Auftrag des ZKs der KPD und in Zusammenarbeit mit Willi Münzenberg arbeitete Wittfogel im Januar/Februar 1927 die Resolutionen des Ersten Weltkongresses der Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit in Brüssel aus, an dem er auch persönlich teilnahm. Nach der Gründung der Liga arbeitete Wittfogel zeitweise im internationalen Sekretariat der Liga mit und berichtete in Zeitungsartikeln über die politischen Entwicklungen in China. Zusätzlich gründete und leitete er in Frankfurt eine Sektion der Liga, der zwischenzeitlich etwa 600 Mitglieder angehörten.

Als Leiter der Frankfurter Sektion nahm Wittfogel im Jahr 1929 dann auch am Zweiten Weltkongress der Liga in Frankfurt am Main teil. Nach dem Kongress arbeitete Wittfogel erneut im internationalen Sekretariat der Liga mit und gab in den Jahren 1932-33 die Zeitschrift „The Anti-Imperialist Review“ mit heraus.

Wittfogel war auch an der Gründung des Frankfurter Institut für Sozialforschung in den 1920er Jahren beteiligt, in dessen Umfeld sich Kommunisten, Kolonialkritiker und antikoloniale Kosmopoliten - wie Manabendranath Roy - bewegten.

Im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand im Jahr 1933 wurde Wittfogel vorläufig festgenommen, ehe er im Jahr 1934 nach Großbritannien und anschließend 1939 in die USA emigrierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte Wittfogel seine politische Einstellung und vertrat fortan deutlich antikommunistische Positionen.

Literatur

Zuletzt geändert: 28. Aug 2023, 15:02, Horstmeier, Philipp [horstmep]