Hessen (post)kolonial

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Kolonialisierung Ostdeutschlands (?)

Mit der „Kolonialisierung“ Ostdeutschlands ist die nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung vollzogene Angleichungsprozess zwischen der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR in den frühen 1990er Jahren bisweilen kritisch eingeordnet worden. Dabei wurde auch von einer „strukturellen Kolonialisierung“ (Fritz Vilmar) gesprochen, die sich unter anderem auf Jürgen Habermas' Begriff der „Kolonialisierung von Lebenswelten“ bezog.[1] Eine Umfrage des Allensbacher Instituts zufolge empfand dies um 1991 die Mehrheit der Ostdeutschen tatsächlich so.[2] Begriffe wie „Buschzulage“ (für Gehaltsaufschläge, die den ca. 35.000 Aufbauhelfern für eine Tätigkeit in infrastrukturell „zurückgebliebenen“ Regionen teilweise gezahlt wurden) unterstrichen diese kolonialen Analogien - ob sie sinnvoll sind und inwieweit sie zutreffen, soll hier nicht beurteilt werden. Hessen, das schon im November 1989 ein „Aktionsprogramm Hessen-Thüringen“ verabschiedet hatte, leistete insbesondere in den Bereichen der Justiz, der Verwaltung, des Gesundheits- und Verkehrssystems Aufbauhilfe.

Quellen

  1. http://fritzvilmar.de/texte/Kolonialisierung_Begriff.html (eingesehen am 6. Dezember 2014).
  2. Elisabeth Noelle-Neumann/Renate Köcher (Hg.): Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1984–92, Allensbach 1993, S. 478.

Zuletzt geändert: 24. Aug 2023, 15:00, Horstmeier, Philipp [horstmep]