Hessen (post)kolonial
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Institutionen
Viele antikoloniale oder zumindest kolonialkritische Gruppen entstanden während der Phase der Dekolonisierung. Vorläufergruppen waren z. B die Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit.
Im 21. Jahrhundert entstanden weitere Gruppen im hessischen Raum, welche Interesse an der Aufarbeitung des kolonialen im hessischen Raum bezeugten. Diese konzentrieren sich zumeist auf die urbanen Zentren.
Viele der im hessischen Raum angesiedelten Museen haben, durch die Verflechtungsmechanismen des Kolonialismus, die dieses Projekt darstellt, Exponate, die mit auf das Koloniale verweisen.
Kleinere Ausstellungen
- Im Friedberger Wetterau-Museum ist unter der Einordnung eines „Supermarkts der Jahrhundertwende“ ein Kolonialwarenladen Steinhauer zu sehen.
- Im Hessenpark Neu-Anspach ist ein nachgebauter Kolonialwarenladen aus Schadeck wie auch eine Dauerausstellung zur hessischen Migration in die Vereinigten Staaten zu sehen.
- Das Regionalmuseum Wolfhager Land führt eine Dauerausstellung zu Hans Staden
- Das Museum im Spital Grünberg erinnert an Theodor Koch-Grünberg und seine Forschungsreisen eine Dauerausstellung.
Im Vergleich zu anderen Kolonialmächten setzte in Deutschland das politische Interesse an der Besitznahme von Kolonien spät ein. Demgegenüber entwickelte sich in den modernen Wissenschaften bereits wesentlich früher das Verlangen, die Welt auch jenseits der bekannten Grenzen zu durchdringen. Diese Ausweitung des Forschungsinteresses war anfangs nicht notwendigerweise mit imperialistischen Gesinnungen verbunden. Der Idee einer friedlichen Erfassung und Inventarisierung der Welt folgten etwa die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt.[1]
Die Kolonialexpansion der 1880er Jahre lenkte den Fokus wissenschaftlicher Forschung stärker auf koloniale Fragen. So forderten Politiker, wissenschaftliche Forschungen für die Erschließung und Entwicklung der Schutzgebiete nutzbar zu machen. Neben einer verstärkten Forschung wurden kolonialrelevante Themen auch in den Lehrveranstaltungen behandelt. Die vertretenen Meinungen über koloniale Expansion blieben jedoch uneinheitlich. In den Diskurs vermischten sich sowohl kritische als auch befürwortende Stimmen. Gegenwind wehte den Kolonialagitatoren etwa von dem einflussreichen Mediziner Rudolf Virchow entgegen. Dieser riet zur Vorsicht, weil er eine europäische Besiedlung Afrikas aufgrund der klimatischen Bedingungen für problematisch hielt. Andere Disziplinen, wie etwa breite Teile der Geografie, machten sich demgegenüber für die koloniale Frage stark. So bezeichnet der Historiker Horst Gründer die geographischen Gesellschaften als Keimzellen der später entstehenden Kolonialvereine.[2]
Literatur
- Dirk van Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München, 2005, S. 22f.
- Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 2012
- Frank Becker: Rassenmischehen - Mischlinge - Rassentrennung : zur Politik der Rasse im deutschen Kolonialreich, Stuttgart 2004.
- Mihran Dabag/Horst Gründer (Hg.): Kolonialismus, Kolonialdiskurs und Genozid, München 2004.
- Horst Gründer: Mission und Kolonialismus - Historische Beziehungen und Strukturelle Zusammenhänge, in: Wilfried Wagner (Hg.): Kolonialismus und Mission, Münster, 1994
- Hans-Liudger Dienel (Hg.): Der Optimismus der Ingenieure, Stuttgart 2009.
- Matthias Fiedler: Zwischen Abenteuer, Wissenschaft und Kolonialismus: Der deutsche Afrikadiskurs im 18. und 19. Jahrhundert, Köln 2005.
- Pascal Grosse: Kolonialismus, Eugenik und buergerliche Gesellschaft, Frankfurt am Main 2000.
- Alexander Honold/Oliver Simons (Hg.): Kolonialismus als Kultur: Literatur, Medien, Wissenschaft in der deutschen Gründerzeit des Fremden, Tübingen 2002.
- Dominik Nagl: Afrika und Europa. Koloniale und Postkoloniale Begegnungen, Frankfurt am Main 2007.
- Gustav Schmoller: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre, Berlin 1978.
- Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen, München 2009.
Zuletzt geändert: 16. Dez 2024, 11:34, Horstmeier, Philipp [horstmep]