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Körperausdruck im Gespräch

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Einstieg

Der Körperausdruck ist einer der Kanäle, die uns in der Kommunikation zur Verfügung stehen, um Inhalte unserer Intention gemäß zu vermitteln und um zu verstehen, was andere meinen. Mit Hilfe des Körperausdrucks kann ich meine Inhalte verdeutlichen, die Beziehung zu anderen gestalten und mich positionieren.
Normalerweise nehmen wir bei anderen nicht bewusst wahr, was sie mit ihrem Körper ausdrücken, und wir selbst setzen auch nicht bewusst die uns zur Verfügung stehenden Mittel ein. Erst wenn es zu Irritationen oder einer Inkongruenz zwischen Gesagtem und Wahrgenommenen kommt oder wenn mir Reaktionen zeigen, dass ich nicht die von mir erwünschte Wirkung erzielt habe, richten wir unseren Fokus vielleicht auf die visuell wahrnehmbaren Informationen von anderen und holen uns Rückmeldungen, über das, was andere an uns wahrnehmen.

Dieses Lernangebot will Sie dabei unterstützen, ihr Körperausdrucksverhalten zu reflektieren und daran anschließend einen bewussteren Zugriff auf Ihre Wirkung auf andere und deren Wirkung auf Sie zu haben.

Übung

Wie würden Sie die Personen der Gesprächsrunde beschreiben?
Bild von macrovector auf Freepik https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/talkshow-teilnehmer-illustration_5966101.htm
Wie haben Sie die Personen in der Gesprächsrunde beschrieben? Vielleicht als lustig und lässig den einen und als kompetent und selbstsicher den anderen? Das sind mögliche Wirkungen unter einer Vielzahl, die zwei der vier Personen auf ihr Gegenüber haben können. Sie sagen nicht wirklich etwas darüber aus, wie sie tatsächlich sind und ob sie gern so wirken möchten.
Allerdings ist die Wirkung, die ich auf andere habe, grundlegend für den Kontakt mit ihnen, sie bildet die Basis dafür, wie meine Aussagen und Intentionen interpretiert werden und wie sich die Beziehungen gestalten. Doch wie entsteht "Wirkung"?
Wenn ich vor oder mit anderen Menschen spreche, nehmen diese mich wahr, sie können hören, was ich sage, wie meine Stimme dabei klingt, wie schnell ich spreche etc. und sie können sehen, wie ich stehe, wie ich meinen Kopf halte, wohin ich gucke etc. Diese große Menge an Informationen nehmen wir nicht bewusst wahr. Meist ist uns die konkrete Wahrnehmung überhaupt nicht bewusst, sondern wir interpretieren sie blitzschnell und haben dann eine "Wirkung" parat: sympathisch, kompetent, unsicher, überheblich...
Was haben Sie bei den Personen auf dem Bild wahrgenommen?
Vielleicht die ausgestreckte Hand oder die unterschiedliche Beinhaltung oder das Lächeln. Oder ganz andere Details. Unsere Wahrnehmung erfolgt meist nicht nur unbewusst, sondern auch selektiv: Wir nehmen vor allem das wahr, was in irgendeiner Weise für uns relevant ist - vielleicht weil wir uns gerade selbst damit beschäftigen oder es uns an jemand anderen erinnert oder...
Auf der Grundlage unserer Wahrnehmungen interpretieren wir dann, wie wir die andere Person einschätzen. Dabei greifen wir meist auf Bündel von Aspekten zurück und ordnen diese ein in unsere individuellen Erfahrungen und Erwartungen, gesellschaftliche Rollenbilder und Idealvorstellungen: Vielleicht hatten wir mal einen guten Freund, der immer so breit gelächelt hat. Oder die Sitzhaltung erinnert uns an eine Tante, die sehr streng war.
Wenn Sie also zwanzig Zuhörer*innen haben, werden diese die unterschiedlichsten Dinge an Ihnen wahrnehmen und es kann sein, dass bis zu zwanzig individuelle Wirkungen von Ihnen entstehen.
Auch die Produktion der Kommunikationskanäle verläuft in der Regel nicht bewusst. Meist konzentrieren wir uns auf das, was wir sagen wollen ("verbal"), und Körper- ("extra-verbal") und Sprechausdruck ("para-verbal") laufen unbewusst nebenher. Nur wenn wir selbst etwas als störend empfinden wie z.B. die ungelöste Frage, wohin mit den Händen, oder uns jemand auf etwas hingewiesen hat, wie z.B. fehlenden Blickkontakt, achten wir danach absichtlich darauf und versuchen es vielleicht zu verändern.
Meistens funktioniert das Nebeneinander der Kommunikationskanäle gut, d.h. Worte, Sprech- und Körperausdruck ziehen an einem Strang, unterstützen sich gegenseitig und vermitteln unserem Gegenüber so ein stimmiges Bild, von dem, was wir sagen wollen.

Übung

Nehmen Sie ein Foto von sich selbst (oder machen Sie eins) in einer typischen Haltung; am besten eines, wo Ihr ganzer Körper zu sehen ist. Betrachten Sie sich nun mit „fremden Augen“ – wie würden Sie die Person beschreiben?