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Der Gesprächsgarten

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Das Projekt

Zu Beginn hatten wir die Vision, den komplexen Diskurs zur Corona-Krise begreifbarer zu machen, indem wir ihn räumlich abbilden und sozusagen als begehbare Mind-Map installieren. Welch eine vermessene Idee, dieser Komplexität gerecht werden zu wollen!

Und jetzt, nach einem Jahr Corona-Krise ist der Diskurs viel zu verzweigt, durcheinander gewachsen, auseinandergerissen und bis in feinste Wurzeln zergliedert...

Nein, wir können den Diskurs, besser die vielen Diskurse, in all ihrer Komplexität nicht abbilden, aber doch ist es unser Anliegen, etwas Übersichtlichkeit und Ordnung zu geben. Wir möchten einen neuen Zugang schaffen: Wir unterteilen den Alten Botanischen Garten in vier große, sich überschneidende Bereiche, und ordnen den komplexen Diskurs nach den Tätigkeiten, die wir als sprechende Menschen im politischen/öffentlichen Raum ausführen:
sich orientieren
argumentieren
verhandeln
erzählen
Ziel des Gesprächsgartens war und ist es, auch unterschiedliche Positionen in Diskussion und Argumentation zu bringen. Wir haben uns entschieden, im ersten Schritt die Konzentration allein auf die Artikulation bestimmter Erlebnisse und Einschätzungen zu legen. Daher geht es erst einmal um einige allgemeine Themen: Zwischen schweigen und sprechen, wem man überhaupt zuhören möchte oder sollte, und um das Erzählen. Später sollen Argumentation und Debatte aufbereitet werden. Die Stadt Marburg engagiert sich im Programm „Dialog und Vielfalt“ dazu auch an zwei Pulten, hier wird es um die Themen „Debatte und Visualisierung von Argumentation“ sowie um „demokratische Kommunikation“ gehen.

Der Garten soll wachsen.

Wir verstehen die Eröffnung als "Aussaat". Die Hörstücke, die mit O-Tönen aus den bisher geführten Gesprächen erstellt wurden, sind sozusagen die "Setzlinge". Es beginnt Anfang April mit der Aussaat: Fragen - ähnlich denen, die auch in den Interviews gestellt wurden, - werden auf Karteikarten an Bäume gehängt.  Sie als Besucher*innen des Alten Botanischen Gartens sind aufgefordert, sich dazu per Telefon (06421-28 28 028 / AB) zu Wort zu melden. Wir sind gespannt darauf, ob und wie das angenommen wird!

Werden zur Eröffnung also vier Wandertafeln und fünf Pulte als feste Stationen installiert und insgesamt ca. drei Stunden Audio-Material (verteilt auf 12 QR-Codes) hörbar sein, erhöht sich die Anzahl der Hörstücke, die per QR-Code abrufbar sind, und die Dauer des veröffentlichten Audio-Materials über den Sommer hinweg.

Bereits im Mai kommen weitere fünf feste Stationen (Pulte) hinzu.

Welche Stimmen sind hörbar?

Die Auswahl der Personen für die Gespräche, war nicht repräsentativ, aber auch nicht zufällig - ein breites Spektrum aus der Stadtgesellschaft zielte auf die Erfassung der verschiedenen Lebensbereiche ab. Ebenso bei den Wissenschaften: Personen aus allen Fachbereichen sollten ihre Perspektiven äußern können, auch das ist uns selbstverständlich nicht vollständig, zumindest aber – so hoffen wir - punktuell gelungen.

Für die Auswahl der Aussagen für die Hörstücke haben wir uns thematisch fokussiert. Von dem ursprünglichen Anliegen auch unterschiedliche Perspektiven in einem zweiten Gespräch ins (Streit)Gespräch zu bringen, sind wir zunächst auf Grund der Komplexität und Kapazität zurückgetreten. Diese Thematik wird aber über den Sommer weiter bearbeitet. Stattdessen haben wir uns im Konzept ganz auf die grundlegenden Geschehnisse und Tätigkeiten des "Miteinander-Sprechens" konzentriert. 

Im Garten werden aber auch weitere Stimmen zu hören sein. Wie schon beschrieben, bitten wir Sie als Besucher*innen des Gartens, sich ggf. über unseren Anrufbeantworter (unter 06421 - 28 28 028) am „Gespräch“ zu beteiligen. Es werden aber auch Stimmen von Expert*innen aus dem Bundesgebiet ergänzt, vorwiegend aus den Disziplinen Sprechwissenschaft und Rhetorik, zum Thema „Wie gelingen Gespräche?“, sowie die aus dem Projekt „interdisziplinärer Krisengipfel“ . Dieses Projekt wurde ebenfalls durch die Stiftung der Hochschulrektorenkonferenz gefördert und fragt Verteter*innen verschiedener Disziplinen: Wie gehen Gesellschaften mit Krisen um?

Verbesserungsvorschläge?

Die Gesprächsinstallation, an die wir uns mit dem Projekt Gesprächsgarten heranwagen, ist sicherlich ein Novum der Wissenschaftskommunikation und eine neue Form öffentlich-künstlerischer Verständigung. Entsprechend gab und gibt es für uns viel zu lernen: Von der technischen Umsetzung über die Gestaltung einzelner Audioangebote, der stilistischen Ansprache bis hin zur Moderation der Gesprächsinstallation. Wir entwickeln das Format ständig weiter – geplant bis Ende 2021.
An Pulten und Bäumen werden kleine Karten mit Informationen und QR-Codes auftauchen. Durch das Einscannen der QR-Codes (möglich mit allen Smartphones) gelangen die Besucher*innen direkt zu den Hörstücken, die auf einer Seite der Universität hinterlegt sind.

Die Organisatoren und Förderer

Förderer
Der Gesprächsgarten wurde im Rahmen des Wettbewerbs "Kleine Fächer: sichtbar innovativ!" gefördert:
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) rief im Frühjahr 2020 insbesondere Promovierende und frühe Postdocs aus den Kleinen Fächern zur Entwicklung neuer Kommunikations- und Vernetzungsstrategien aufgerufen. 19 Projekte haben die Möglichkeit erhalten, ihre Ideen umsetzen. Mit der gemeinsamen Initiative würdigen die HRK und das Bundesministerium für Bildung und Forschung die sogenannten Kleinen Fächer, die mit ihren vielfältigen Perspektiven einen entscheidenden Beitrag zum Reichtum der deutschen Hochschullandschaft und zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten. In Ergänzung der Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen tragen die ausgewählten Projekte dazu bei, die Kleinen Fächer untereinander stärker zu vernetzen und öffentlich sichtbarer zu machen. Gleichzeitig erhält der wissenschaftliche Nachwuchs bereits in einem frühen Karrierestadium die Möglichkeit, sich zu profilieren. Informationen unter https://www.hrk.de/themen/hochschulsystem/kleine-faecher/kleine-faecher-sichtbar-innovativ/

Weitere Förderung erhielt das Projekt in der Pilotphase über UMR2027.
Die Pulte 3 und 6 werden über das Programm "Demokratie und Vielfalt" der Stadt Marburg unterstützt. Hier geht es um die Entwicklung der Partizipation von Marburger Bürger*innen.

Team
Idee, Konzept, Leitung: Eva Maria Gauß (Doktorandin an der AG Sprechwissenschaft, arbeitet u.a. an der Schnittstelle von Performance und Wissenschaftskommunikation.)
Studierende (in unterschiedlichem Ausmaß und Funktion waren/ sind verschiedene Studierende beteiligt):
Kira Börner
Lee Cashia Lemcke
Elena Bertram
Dotothée Krämer
Nicole Horny
Mattis Weber

außerdem großen Dank an die
Kolleginnen der AG Sprechwissenschaft!