Einblicksliteratur

Kurzrezensionen zu einschlägiger Literatur bieten einen Einblick in die Bandbreite der Publikationstypen, die in der Bibliographie verzeichnet sind.

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Allgemeine didaktische Überlegungen

Wrobel, Dieter: Texte der Vormoderne im Deutschunterricht. Anmerkungen aus fachdidaktischer Sicht. In: Texte der Vormoderne im Deutschunterricht. Schnittstellen und Modelle, hg. v. Dieter Wrobel und Stefan Tomasek, Baltmannsweiler 2013, S. 31–48.

Der gegenwärtigen Marginalisierung mittelalterlicher Literatur in deutschen Lehrplänen zum Trotz entdeckt Dieter Wrobel in der inhaltlichen wie methodischen Offenheit einschlägiger Kompetenzstandards eine Chance für historische Texte im Deutschunterricht. Für die Ermittlung des didaktischen Werts jener Texte greift er auf Argumente von Kaspar Spinner zurück: Sowohl die populärkulturelle Verfügbarkeit als auch die Fremdartigkeit stellten Ansatzpunkte für eine gewinnbringende Beschäftigung im Unterricht dar.

Diehr, Achim: Ist das Mittelalter für die Schule noch zu retten? Überlegungen zur Didaktik mittelalterlicher Literatur. In: Jahrbuch der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft 15 (2005), S.159–175.

In diesem Artikel werden didaktische Überlegungen zur Verwendung eines vom Autor entworfenen Unterrichtsmodells zu Hartmanns von Aue ‚Erec‘ in der Sekundarstufe II angestellt. Der Fokus liegt auf dem nhd. Text; lediglich mhd. Schlüsselbegriffe werden besprochen. Vier Perspektiven sind dem Autor für die Vermittlung mittelalterlicher Literatur in der Schule wichtig: Interdisziplinarität, Mediengeschichte, Genderstudies, Fantasy in Literatur und Computerspiel.

Sosna, Anette: Mediävistik und Literaturdidaktik: Eine Topographie praxisbezogener Forschungsfelder. In: Literatur-Erlebnisse zwischen Mittelalter und Gegenwart, hg. v. Ylva Schwinghammer und Wernfried Hofmeister (Mediävistik zwischen Forschung, Lehre und Öffentlichkeit 9), Frankfurt a.M. 2015, S. 131–146.

Der Aufsatz thematisiert die Randstellung mittelalterlicher Texte in der Praxis des Deutschunterrichts. Die Autorin verbindet mediävistische mit fachdidaktischen Interessen und zeigt an konkreten Texten, welche Kompetenzen mit ihnen gefördert werden können. Darüber hinaus zählt sie Gründe für die Einbindung mittelalterlicher Texte in den Deutschunterricht auf und formuliert Strategien und Ansätze für ihre Elementarisierung.

Heiser, Ines: Auswahlkriterien für mittelalterliche Literatur im Deutschunterricht. In: Helden in der Schule. Akten der Tagung Kloster Banz 2014, hg. v. Detlef Goller, Sabrina Hufnagel und Isabell Brähler-Körner (Mittelalter macht Schule 3), Bamberg 2017, S. 13–28.

Die Autorin analysiert einen Kriterienkatalog zur Auswahl von Gegenwartsliteratur für den Deutschunterricht (Pfäfflin 2012) bezüglich der Übertragbarkeit auf mittelalterliche Literatur. Mit wenigen Änderungen können die Kriteriengruppen (formalästhetisch, thematisch-inhaltlich, didaktisch) übernommen werden, was jeweils an Beispielen (‚Helmbrecht‘, ‚Erec‘, ‚Iwein‘, ‚Eneasroman‘ u.a.) veranschaulicht wird.

Didaktische Analysen themenorientiert

Küenzlen, Franziska/Mühlherr, Anna/Sahm, Heike: Themenorientierte Literaturdidaktik: Helden im Mittelalter, Göttingen 2014.

Dieser Band zeigt das Potenzial der Thematisierung mittelalterlicher Helden im Deutschunterricht auf. Nach einer Einführung, welche die Faszinationskraft von Helden und die Geschichte des Heldenbegriffs thematisiert, werden nacheinander Helden wie u.a. Roland oder Iwein vorgestellt. Hierbei wird auf den für den jeweiligen Helden geltenden didaktischen Schwerpunkt eingegangen und einzelne Aspekte thematisiert, die sich für den Unterricht eignen.

Mende, Iris: Mittelhochdeutsche Sprache im Deutschunterricht – Problem oder Lernchance? In: Zurück zum Mittelalter: Neue Perspektiven für den Deutschunterricht, hg. v. Nine R. Miedema und Andrea Sieber (Germanistik - Didaktik - Unterricht 10), Frankfurt a.M. 2013, S. 77–100.

Die gelegentliche Behandlung der mittelhochdeutschen Sprache (nicht Werke!) in Deutschbüchern lässt ein Unbehagen gegenüber älteren Sprachstufen erkennen. Dem wird entgegen gehalten, dass die Behandlung sprachgeschichtlicher Themen einzigartige Lernchancen böte. Diskutiert wird insbesondere die Übersetzbarkeit von Mittelhochdeutsch angesichts soziokultureller Differenzen, die sich in Einzelwörtern manifestieren.

Stangel, Johann: Hartmann und Wernher ‚reloaded‘: Wie man von der Literatur des Mittelalters Brücken zur Gegenwart(sliteratur) schlagen könnte. In: Literatur-Erlebnisse zwischen Mittelalter und Gegenwart, hg. v. Ylva Schwinghammer und Wernfried Hofmeister (Mediävistik zwischen Forschung, Lehre und Öffentlichkeit 9), Frankfurt a.M. 2015, S. 305-326.

Der Aufsatz zeigt, dass eine handlungsorientierte Verknüpfung mittelalterlicher und gegenwärtiger Texte sowie der darin behandelten Themen in vielfältiger Weise möglich ist. Am Beispiel von Hartmanns von Aue ‚Der arme Heinrich‘ sowie Wernhers ‚Helmbrecht‘ werden Verbindungen zu gegenwärtigen Themen wie Textüberlieferungen oder Wertesystemen hergestellt. Den mittelalterlichen Werken werden aktuelle Texte gegenübergestellt, die über eine textvergleichende Erarbeitung einen Kompetenzzuwachs ermöglichen.

Fertige Unterrichtsreihen und Arbeitsmaterialien

Urban, Felix: Konrad von Würzburg: Engelhard: Eine mittelalterliche Freundschaftserzählung, hg. v. Johannes Diekhans und Lukas Diekhans (EinFach Deutsch Unterrichtsmodell), Braunschweig 2022.

Urbans Modell stellt Arbeitsaufträge und Hintergrundinformationen für 8–10 Unterrichtsstunden im Deutschunterricht der Sekundarstufe II bereit. Die Textgrundlage wird explizit mit Blick auf eine mittelalterliche Freundschaftsethik bearbeitet, die mit der Lebenswelt von SchülerInnen verglichen wird. Gleichzeitig formuliert der Autor verschiedene Möglichkeiten, anhand von Konrads ‚Engelhard‘ in die mittelhochdeutsche Sprache und Literatur einzuführen.

Sosna, Anette: Das Nibelungenlied. (EinFach Deutsch Unterrichtsmodell), Paderborn 2010.

Das Heft stellt ein umfangreiches Unterrichtsmodell zu einem Klassiker der mittelhochdeutschen Literatur primär für den Einsatz in der Sekundarstufe II bereit. Es setzt sich aus sechs Bausteinen zusammen (Sprache, literaturgeschichtlicher Hintergrund, Tiefenerschließung zentraler Themen, interpretatorischer Bereich, Rezeption), kann mit oder ohne Textausgabe eingesetzt werden und enthält Arbeitsmaterial in Kopiervorlage.

Unsere Sprache im Visier: Wörter, Redewendungen und Sprichwörter erkunden. In: Deutsch kompetent 6, 186–97. Stuttgart: Ernst Klett Verlag, 2019.

Diese ansprechend gestaltete Unterrichtsreihe dient dazu, SchülerInnen mit den Entwicklungen der deutschen Sprache vertraut zu machen. Es werden Wörter, Sprichwörter, Redewendungen, Erb-, Lehn- und Fremdwörter des Deutschen anhand kreativer sowie analytischer Aufgaben untersucht. Berücksichtigt werden sowohl die historische Verwendung der Wörter als auch deren Herkunft und Schreibweisen.

Nutz, Maximilian: Lyrik: Was ist der Mensch? – Lebensfragen und Sinnentwürfe. Liebeslyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Themenheft Zentralabitur. Stuttgart / Leipzig 2010.

In diesem Heft wird ein historischer Abriss der Liebeslyrik geboten. Zwei Seiten konzentrieren sich auf Walthers von der Vogelweide ‚Under der Linden‘ im Zusammenhang mit dem Thema Liebe bzw. minne. In einer Aufgabe wird das Gedicht auf sprecher- und adressatenbezogene Aspekte untersucht. Zwei Aufgaben beziehen sich auf ein weiteres Gedicht Walthers sowie auf zwei Sekundärtextausschnitte zur minne bzw. zu Walther.