ILIAS@UMR: Blog zum Einsatz digitaler Tools und Medien in der Lehre

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Anonymes Peer-Feedback im Übungsobjekt

Hercher, Sophia [hercher_a] - 14. Okt 2014, 09:20

Lehrveranstaltungen an der Universität werden immer größer, worunter leider oftmals die aktive Teilnahme der Studierenden und die Betreuungssituation leiden. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, greifen viele Hochschullehrende bereits zu Mitteln, welche Rückmeldungen (Feedback) der Studierenden involvieren. Das reicht von Gruppenarbeit (Rückmeldung in privatem Kreis) über Bewertungsbögen/Rückmeldung für Referate bis hin zu Bewertung der Arbeiten von anderen.

Bisher konnten Peer-Feedback-Szenarien in ILIAS hauptsächlich durch die Kommentar-Funktion in verschiedenen Objekten und die Werkzeuge zur Kollaboration wie Wikis und Etherpads umgesetzt werden. Mit dem Update in 4.4.4 wurde das Übungsobjekt noch um eine Funktionalität erweitert, welches eine weitere Option zur Umsetzung von anonymen Peer-Feedback-Szenarien ermöglicht.[1]

Ablauf der Einbindung von Peer-Feedback in Übungen

Wenn die Funktion aktiviert wird, können Lernende die Arbeiten anderer Lernenden mit einer Bewertung versehen (Feedback geben) und im Anschluss die Bewertungen durch ihre Peers einsehen.

Beim Erzeugen einer Übung finden Sie nun eine Box, mit der Sie das Peer-Feedback für die Übungseinheit[2]. Nach der Aktivierung der Funktion können Sie zwei weitere Eingaben tätigen:
  1. Mindestanzahl Bewertungen: Hier legen Sie fest, wie viele Arbeiten anderer Lerner eine Person vornehmen muss.
  2. Ende des Bewertungszeitraums: Hier legen Sie fest, bis wann die Personen die Bewertungen vorgenommen haben müssen. (Dieser Termin muss nach dem Abgabetermin liegen).

Das Einreichen der Lösungen durch die Lernenden läuft dann wie gewohnt innerhalb der ersten gesetzten Frist ab.

Nachdem die Einreichungsfrist abgelaufen ist, beginnt die Feedbackfrist. Studierende sehen dann in der Übung, welche Datei sie abgegeben haben und bekommen die Möglichkeit, das Feedback zu geben.

Abb. 1

In Abbildung 2 sehen Sie die Ansicht für die Lernenden. Das Feedback besteht aus einer Sternchen-Skala (1-5 Sterne) und einem frei formulierbarem Kommentar.

Abb.2

Sie sehen in der Abbildung auch den Link zu den Download-Dateien. Diese werden mit anonymen Namen versehen (vgl. Abb. 3). Wenn die Funktion wirklich anonym benutzt werden soll, weisen Sie Ihre Studierenden am besten darauf hin, ihren eigenen Namen auch im Dokument nicht niederzuschreiben.

Im Reiter „Abgaben und Noten“ können Lehrende sich die Bewertungen anzeigen lassen und das erhaltene Feedback im Einzelnen anzeigen lassen.

Dabei wird in der Gesamtübersicht nur das Rating angezeigt, während man durch Klick auf „Erhaltens Feedback“ auch die gegebenen Kommentare einsehen kann.

Insgesamt wird an keiner Stelle sichtbar, wer welches Feedback gegeben hat und ob die Lenrnenden vollständiges Feedback gegeben haben. Ob es zu Inkosistenzen gekommen ist, kann man nur anhand der Gesamtzahl der erhaltenen Feedbacks erahnen.

Nach Ablauf der Feedback-Vergabezeit können die Lernenden das erhaltene Feedback anschauen. Die Ansicht ist dabei die gleiche Liste, wie die, welche die Lehrenden zu sehen bekommen. Auch die Bewertung des Tutors wrd angezeigt (sofern diese schon vorgenommen wurde).

Inwieweit besteht ein Mitmach-Zwang?

Keine Einreichung
Wenn eine Person die Übung anklickt, aber keine Datei einreicht, wird die Schaltfläche zur Abgabe des Feedbacks zwar angezeigt, funktioniert aber nicht. Die betroffene Person erhält die Fehlermeldung „Es konnten keine Peers gefunden werden“.

Unvollständiges Feedback
Wenn Lernende das Feedback aufrufen, aber kein Feedback abgeben, wird dies als leeres Feedback verbucht, hat aber keine Auswirkungen. Deshalb hat es für Lernende auch keine negativen Konsequenzen, wenn nur ein Teil der Feedbacks abgegeben wird.

Kein Feedback
Wenn Lernende die Feedbackfunktion gar nicht aufrufen, können sie das Feedback, das ihnen gegeben wurde nicht einsehen. Die Bewertung durch die Lehrenden allerdings schon.

Zusammenfassung

Die Funktion des anonymen Feedbacks dient in erster Linie der Aktivierung der Studierenden und basiert auf freiwilliger Beteiligung. Das System kann nicht gewährleisten, dass immer wertvolle und inhaltsreiche Feedbacks abgegeben werden[3]. Die Unvollständigkeit von Feedbacks wird auch lediglich durch die Ausblendung des erhaltenen Feedbacks sanktioniert und nicht darüber hinaus, d.h. auch Lehrende können in der Liste der Abgaben nicht einsehen, ob jemand wirklich die eingeforderte Anzahl an Feedbacks abgegeben hat. Inkonsistenzen können eigentlich nur dadurch erkannt werden, dass unterschiedliche Lernende unterschiedlich viele Einzelfeedbacks erhalten. Somit ist die Qualität des Werkzeugs auf die Mitarbeit der Lernenden angewiesen. Eine Idee zur Qualitätssicherung könnte sein, dass Lehrende selbst eine Arbeit abgeben und sich am Prozess beteiligen. Wenn die Arbeit entsprechend der eigenen Einschätzung bewertet wird, können Lehrende ein Bild davon bekommen, wie die Urteile der Lernenden zu bewerten sein könnten.

Peer-Feedback ermöglicht auch den Lehrenden ein Meinungsbild zu bekommen, welches sie in Ihrer Bewertung unterstützen oder sie auch überdenken lassen kann. Marko Glaubitz berichtete auf der ILIAS-Konferenz, dass die Erfahrungen der Universität Freiburg zeigen, dass die Anonymität der Feedbacks nicht zu Missbrauch führe, allerdings das Feedback allgemein die Qualität der Arbeiten deutlich verbesserte, wenn die Rückmeldungen zum Anlass zur Überarbeitung genutzt wurden.

Über die Aktivierung der Lernenden und die bereits angesprochenen Vorteile hinaus, bereitet das Peer-Feedback außerdem auf die gängigen Prozesse des Peer-Reviewing in wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor. Auch wenn vereinzelte Studierende möglicherweise nicht in der vorgesehenen Weise mitarbeiten, sollten der Nutzen für diejenigen, die es tun, sehr groß sein.


[1] Kürzlich hatte ich Ihnen von ein paar neuen Funktionen im Objekt „Übung“ berichtet. Für die noch nicht angesprochene Funktionalität, welche explizit das anonyme Peer-Feedback in der Übung ermöglicht, möchte ich einen eigenen Blog-Eintrag veröffentlichen.
[2] Achtung: bei Übungen gibt es immer mehrere Übungseinheiten. Das Peer-Feedback wird auf der Ebene der Übungseinheit, nicht der gesamten Übung, aktiviert oder deaktiviert.
[3] Dafür ist es auch nicht gedacht.

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